Häuslbauer – ein Fotobuch über ein Thema, bei dem wir oft wegsehen

Am Samstag war die Vernissage zu einer Fotoausstellung über Menschen in Wien ohne festen Wohnsitz. Leider fast am Ende der Ausstellung. Teils schöne, teils beklemmende Bilder, immer fotographisch perfekt gestaltet von Simon van Hal.

Häuslbauer
Herr S. und Frau M.

Da sahen gleich mehrere Menschen, die auf der Donauinsel in ihren Zelten leben, teils alleine, teils in Gesellschaft. Es gab Hochzeitsbilder von Herr S. und Frau M., die im Stadtpark symbolisch geheiratet haben. Herbert K. sieht man, wie er die kalten Nächte auf einer öffentlichen Toilette verbrachte, oder Heinrich G, die zwar unter der Autobahnbrücke schläft, dem aber seine Körperpflege ein sichtbares besonderes Anliegen ist.

Simon von Hal ist von Beruf Fotograf, er arbeitet aber auch als Sozialarbeiter in der Gruft. Für die Bilder nahm er sich acht Monate Zeit, um Kontakt zu den Menschen zu bekommen und ihr Vertrauen zu gewinnen, derartig private Aufnahmen zu machen. Das Ergebnis sind nicht die normalen teils romantisierenden, teils schockierenden Aufnahmen obdachloser Menschen. Vielmehr sind es fast liebevolle und persönliche Familienfotos, die uns an wenigen Beispielen einzelne menschliche Lebensweisen zeigen.

Sehr Lesens- bzw. hörenswert, interessant und spannend sind auch die Interviews, die der Fotograf mit drei seiner Protagonisten geführt hat.

Andreas T. (Indi)
Andreas T. (Indi)

Die Ausstellung in Wien ist leider bereits wieder vorbei. Die Bilder sind noch bis Ende März auf der Digiwall im Hauptbahnhof zu sehen. Eine weitere Ausstellung ist in Kernten vorgesehen.

Empfehlenswert auch das Buch zur Ausstellung Häuslebauer, Eine Fotoreportage über Menschen ohne festen Wohnsitz erschienen im Kraft Verlag. 36 Seiten, Preis 17,49 (D) und 17,99 (A), wovon 5,-€ als Spende an die Betroffenen geht. ISBN 978-3-9810225-4-4.

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